Solche Anspielungen kommen im Krankenhaus häufig vor. Einmal durfte meine Schwester nach einer Behandlung nicht alleine nach Hause gehen. Ich holte sie zusammen mit ihrem Mann ab, und sofort hieß es: »Hier kommt der ganze Clan, um eine Person abzuholen.« Wir waren zwei Personen!
Eine besonders schwere Geschichte ereignete sich kürzlich in einer jungen Familie, die ich begleite. Das Jugendamt kam mit der Polizei zu der Familie nach Hause und nahm die beiden Kinder mit. Man warf dem Vater vor, Drogen zu nehmen und ein Clanmitglied zu sein – ohne Beweise. Zwei Wochen später entschuldigte sich das Jugendamt für ihren Fehler und brachte die Kinder zurück. Die Kleinen waren völlig verstört. Man hatte ihnen gesagt, ihre Mutter sei in den Urlaub gefahren. Der ältere Sohn, fünf Jahre alt, bat seine Mutter wochenlang: »Mama, du darfst nicht mehr in den Urlaub fahren.«
Das Ausmaß der alltäglichen Diskriminierung ist erschreckend. Fälle wie dieser gehen mir auch persönlich sehr nah. Ich bin sehr dankbar, dass wir im Sinti-Verein ein starkes Team sind. Wir stützen uns gegenseitig, helfen einander, wenn jemand nicht weiter weiß, und behalten unser Ziel stets im Auge: Wir denken an die Kinder und Eltern, für die wir eine bessere Zukunft schaffen wollen. Das gibt uns die Kraft, weiterzukämpfen.