Sie wurde damals ohne Betäubung sterilisiert und konnte deshalb keine Kinder bekommen. Sie hat diese Geschichten erzählt und uns liefen die Tränen. Als ich in der Ausstellung in der Gedenkstätte die Kindersachen gesehen habe, musste ich viel an ihre Geschichten denken.
Der Onkel meiner Mutter war schon ein bisschen älter. Ich habe den Enten einmal ein Stück hartes Brot hingeworfen. Da schimpfte er mit mir, das Brot hätten wir doch noch essen können. Und dann fing er an vom Lager zu erzählen, welchen Durst und Hunger sie gelitten haben, was sie alles gegessen haben, um etwas im Magen zu haben. Er erzählte nie so direkt die ganze Geschichte. Aber immer wieder kam er auf das Thema. Und was er erzählte, war grausam. Er sagte immer, es ist egal, wie arm wir sind, wir dürfen froh sein, dass wir gesund sind, und die wenigen Dinge, die wir haben, müssen wir wertschätzen.
Zwangssterilisation
Im Nationalsozialismus wurden basierend auf der NS-Rassenideologie viele Sinti* und Roma* zwangssterilisiert. Ab 1934 wurden Zwangssterilisationen in Krankenhäusern vorgenommen und mit dem »Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses« begründet. Mit der Deportation wurden viele Sinti* und Roma* wie auch Jüdinnen und Juden in den Konzentrationslagern Opfer von Zwangssterilisationen. In Auschwitz-Birkenau führten Ärzte gewaltvolle medizinische Experimente durch, mit denen sie u.a. Methoden der Sterilisation erforschten.